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Musik für den Hintergrund. Eine Auswahl, die kostenfrei auf Soundcloud zur Verfügung steht.

Cover Art Der Fremde im Spiegel

„Der Fremde im Spiegel“ F48.1 Remix von Isoproflex

Der Hintergrund

Zum Ende des Jahres 2018 initiierten User von recording.de den seit vielen Jahren beliebten Vocal Remix Contest. Im Vergleich zum TR-909 Contest oder der Amen-Break Challange, stellen hier Mitglieder der Community ausschließlich den Gesang zu bisher unveröffentlichten Liedern zur Wahl. Die potentiellen Teilnehmer stimmen aus kleinen Auszügen der Gesangslinien darüber ab, welche zwei Vocals später als Grundlage ihrer Interpretationen dienen werden.

Nachdem die finale Auswahl von zwei unterschiedlichen Vocals getroffen wurde, war der Recording.de Remix-Contest 2018 eröffnet. Jeder durfte teilnehmen, jeder konnte sich kreativ oder konservativ an den Stimmen probieren. Um diese herum konnte jeder Teilnehmer ein Lied schaffen, ohne zuvor das originale Lied der – in diesem Jahr ausschließlich – Sängerinnen gehört zu haben.

Die Umsetzung

Aus den zwei gewählten Gewinnerstimmen entschied ich mich für den Gesang von Marie W. Anders. Der Gesang erlangte bereits im Vorentscheid meine favorisierte Aufmerksamkeit. Entgegen meiner Interpretation stellte ich fest, dass sich der gesamte Text mit Demenz auseinandersetzt. Das sollte meiner Idee, die bereits im Kopf entstand nicht im Wege stehen. Da ich nicht im Studio war, verwirklichte ich die erste Skizze mobil mit FL Studio Mobile.

Ich sah in Teilen des Textes gute Grundlagen für eine leichte, aber nicht entfremdende Abwandlung des Themas zur dissoziativen Identitätsstörung. Daraus ergibt sich auch der ergänzende Titel „F48.1“ in Bezug auf die ICD.

Im Text fokussierte ich mich auf entsprechende Merkmale, die ich teils neu arrangierte. Bereits in meinen Gedanken und der ersten Skizze war mir zur musikalischen Umsetzung klar, dass ich diese disharmonisch untermauern wollte, gepaart mit detailreicher, verwobener, aber nicht verworrener Rhythmik.

Die Skizze wurde dann im Studio erneut eingespielt, in Reaper aufgenommen und ausgearbeitet. Der Beat entstand mit der analogen Drummashine Tanzbär in Kombination mit Rolands TR-8. Weitere perkussive Elemente ergänzte ich, indem ich zusätzlich eine Djembe einspielte. Rhythmisch sollte es vielschichtig, wie auch das pathologische Erleben des Krankheitsbildes sein. Ein einst selbst gebauter Phaser, der in den 80ern das Licht der Welt erblickte, verzierte manchen Klang mit staubig, kratzigen Glitches.

Mit dem Wechselspiel von Bass und Drums wollte ich in Verbindung mit den disharmonischen Piano-Chords die Empfindung noch verstärken. Weitere Akzente setzt die Xoxbox. Besser bekannt unter dem Namen TB-303, ist die Xoxbox ein Nachbau aus Originalteilen von Rolands analogem Basssequenzer. In der modernen Studioumgebung ist dieser jedoch wesentlich flexibler einzubinden, als der Vorfahre aus den 80ern.

Das Ergebnis

Auf dem vierten Platz konnte sich „Der Fremde im Spiegel (Isoproflex‘ F48.1 Mix)“ mit der vergleichsweise speziellen Interpretation zwischen allen weiteren Teilnehmern positionieren. Aus den unkonventionell schönen Vocals entstanden sehr vielseitige Versionen, welche für ein breit gefächertes Publikum schmeichelhaft zugänglich sind. So ist diese Platzierung ein denk- und dankbar positives Statement zur Offenheit der Musiker gegenüber weniger populärer Genres.

Das Original „Der Fremde im Spiegel“

Seit dem Abschluss des Contests ist nun auch die originale Version von Marie Wilhelmine Anders auf Soundcloud zu hören. Eine fokussiert, minimalistische Darstellung, die einlädt, sich mit Demenz oder Alzheimer auseinander zu setzen. Als würde man liebevoll, aber kritisch an die Hand genommen werden, um diese dann gefühlvoll dem Thema reichen zu können.

Marie W. Anders ist mir in der Vergangenheit schon öfter positiv mit ihrer Herangehensweise aufgefallen, die musikalische Kompetenz auf eine Weise experimenteller Verspieltheit vereint, ohne dass die Ergebnisse verkopft wirken. Als Pianistin fließen ihre Erfahrung und ihr Talent nicht nur bereichernd in ihre Projekte ein. Ihre Unterstützung ist auch gefragt in Filmproduktionen wie z.B. bei dem Film „Werk ohne Autor“ von
Florian Henckel von Donnersmarck, welcher für die Oscar Verleihung 2019 in den Kategorien Bester Fremdsprachiger Film und Beste Kamera nominiert ist.

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jan.bartelt@arcor.de
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