25 Apr ’shft‘ Symbiose aus organischem und digitalen Leben
Die Idee zu ’shft‘
’shft‘ hat den Schöpfungsrahmen verlassen und wird einen wichtigen Platz auf der geplanten EP-Veröffentlichung einnehmen. Ursprünglich sollte ’shft‘ von einem Musikvideo begleitet werden und eine abstrakte Beziehung zwischen dem Schöpfergeist und seinen „Werkzeugen“ visualisieren. Doch wie es aussieht, wird ein anderes Lied von Isoproflex visuelle Unterstützung erhalten. Dazu dann an gesonderter Stelle mehr.
Mit ’shft‘ wollte ich noch tiefer in die Symbiose aus organischem und elektronischen eingehen, So stand früh fest, dass die Basis bzw. das Gerüst aus Foley Aufnahmen bestehen wird, also Geräuschen, die in Studioumgebung aufgenommen werden.
Die Instrumente
Drums
Die Drums setzen sich aus mehreren Bestandteilen zusammen. Die erste Komponente, die maßgeblich für die Kicks verantwortlich ist, ist ein Schnapsschrank. Dieser ließ sich nicht im Studio aufnehmen, so wurden die Aufnahmen vor Ort mit einem Tascam DR-40 Fieldrecorder gemacht. Der Recorder wurde an diversen Stellen des Resonanzkörpers platziert, also innerhalb des Schrankes und nahm unterschiedliche äußere Traumatisierungen auf.
Weitere Elemente konnten dann im Studio aufgenommen werden, wie z.B. ein Würfelbecher im Tonkrug, oder Schnapsgläser mit starkem Boden. Hier wurden vielfältige Varianten von Klopfen, aneinander Stoßen oder Schütteln mit unterschiedlichen Mikros aus diversen Positionen aufgenommen.
Begleitung
Harmonische Untermahlung erfolgt durch die Sansula. Besonderen Wert legte ich darauf, dass die unreine Spielweise zu hören bleibt, da diese Resonanzen ’shft‘ einen interessanten Charakter verleihen. Im späteren Bearbeitungsprozess wird diese dann etwas abstrahiert und agiert als Zweitstimme zur Melodie.
Als weitere Begleitung agieren diskret abstrahierte Streicher und Chöre eines Mellotron im Hintergrund.
Die Umsetzung
Nachdem alle Instrumente abgenommen wurden, mussten die Ergebnisse gesichtet und für die weitere Verwendung vorbereitet werden. Wie bei allen anderen Tracks von Isoproflex gilt auch hier, dass Fehler oder Störgeräusche in Aufnahmen besonderen Reiz haben und somit auch Verwendung finden. Reaper dient als Arbeitsplattform für dieses Projekt. Mit dem Sampler reasamplomatic5000 konnte z.B. auch das Drumset aus den Foleyaufnahmenn erstellt werden.
Auf der Midispur entsteht nun der grundlegende Rhythmus aus den zuvor erzeugten Samples. Die einzelnen Elemente wurden dann auf einzelne Spuren geroutet, damit sie mit Effekten und bei der späteren Mischung individuell bearbeitet werden konnten.
Der Bass entwickelt in einem vorgegebenen Rahmen sein Eigenleben. Er generiert sich während des offenen Projektes lebhaft selbst. Dies gelang durch Rückkoplung und Durchlaufen von Verstärkern unterschiedlicher Färbung. Selbst mit der Puffergröße musste experimentiert werden, da diese die Feedbackschleife klanglich veränderte. Der Bass hätte auch mit einem Synthesizer generiert werden können, doch sollte auch dieser seinen Beitrag zur organischen Entstehung liefern.
Das Ergebnis
Unterm Strich ist ein elektronisch anmutender, polyrhthmischer Track im 7/4 Takt entstanden. Tatsächlich ist er in seinem Ursprung sehr organisch. Ein Wesneswerk, welches den Kontakt zwischen elektronischem, sowie natürlichem Leben und der künstlerischen Gestaltung herstellt.
Ein fließender Aufbau, der sich unterschwellig progressiv entfaltet. Er wirkt gleich, dann ähnlich, doch blickt man zurück, ist alles anders, dennoch vertraut. Schritt für Schritt wahrnehmbar und zu deuten, doch im Kontext verschleiert, verschmilzt jeder Schritt mit dem nächsten.
Eine akustische Darstellung, wie der Geist von Isoproflex im Moment des Schaffens eins wird. Fokussiert. Unbeirrt. Schlaflos. Rastlos. Ambivalent einer wahnartig entwickelnden Idee erliegend, dem Wissen folgend, einerseits nicht gesund, aber zugleich vitalisierend zu sein. Als würde etwas versuchen den Geist bei der Entstehung subcortical ins Off zu stoßen, während aber genau dies sich gewohnt und familiär anfühlt. Die Fertigstellung schafft einen Abbruch, eine Beendigung einer Beziehung, die dem Schöpfergeist Leben entzieht, fast hämisch lächelnd, wie der Geist sich zuvor über das Wesen stellen konnte, welches zuvor geschaffen wurde. Ein Tod ohne zu sterben und im Licht zu stehen, welches nicht brennt, vom zuvor geschaffenen verschmäht. shft.
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